A. Paul Weber
Andreas Paul Weber (1893-1980) war Zeichner, Lithograf und Maler, in seinen frühen Jahren zunächst Gebrauchsgrafiker und Auftragsillustrator. Bis 1945 schuf er Illustrationen für ca. 100 Bücher unterschiedlichster Kategorien und Qualität. Die Begegnung mit Ernst Niekisch im Jahr 1928 und die dann folgende Mitarbeit in dessen „Widerstandsverlag“ war daher für Webers politische Standortsuche eine Zäsur und prägend. Er wurde Mitherausgeber und der Illustrator. Für die Schrift „Hitler – ein deutsches Verhängnis“ schuf er 1931(!) sechs kraftvolle Zeichnungen, in denen er in für diese Zeit einmaliger Schärfe das Ende der kommenden Naziherrschaft voraussagte.
"Auftakt" (Federzeichnung, 1931)
"Das Verhängnis" (Federzeichnung, 1931)
Gestapo- und KZ-Haft waren nach 1933 die Folge. Die gemeinschaftliche Fürsprache von Freunden, Bewunderern und Künstlerkollegen (sicher auch von Ernst Jünger, obwohl dieser als einer der Autoren des Verlags von der Veröffentlichung der Zeichnungen abgeraten hatte) führte nach knapp sechs Monaten zu Webers Freilassung. Er blieb jedoch bis Kriegsende unter Beobachtung der Gestapo.
"Das Leichentuch" (Federzeichnung, 1941)
Nach 1945 schuf Weber ein umfangreiches Werk an zeitkritischen, satirischen und visionären Zeichnungen und Lithografien. Bereits seit Ende der 50er Jahre, als es den Begriff „Umweltzerstörung“ noch nicht gab, prangerte er in seinen „Kritischen Kalendern“ regelmäßig die Vergiftung der Nahrung durch Konservierungsstoffe, Insektenbekämpfungs- und Düngemittel, die Verschmutzung von Wasser, Land und Luft, die Vernichtung von Natur und Landschaft sowie die atomare Verstrahlung an. Grafiken wie „Nach uns die Mutation“, 1957 (!), „Sie wissen nicht, was sie tun“, 1965, oder „Protest der Enkel“, 1977, waren mit die ersten, die solche Themen beinhalteten. Weber schuf auch Zeichnungen gegen das Wiedererstarken des Nationalsozialismus („Und kommen nach kurzer Pause wieder“, 1955), gegen die Remilitarisierung („Erlöse uns von dem Übel“, 1959), gegen Massentierhaltung, 1968, gegen die Doppelmoral der Kirche, 1968, und 1967 auch gegen die Hetze der Bild-Zeitung, deren Logo er durch „DIE SAU“ ersetzte. (Eine Aufzählung der Themen und Motive kann nur beispielhaft bleiben).
Trotz der Veröffentlichung seiner Werke in renommierten Tageszeitungen wie der FAZ, der „Welt“ oder dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ waren es hauptsächlich linke Zeitschriften und Studentenzeitungen, die A. Paul Webers Motive abdruckten.1956 begann seine Zusammenarbeit mit dem Hamburger „Studentenkurier“ , der späteren „konkret“. Bald wurden seine Arbeiten in ganz Deutschland massenhaft nachgedruckt und dienten vielen Jugendlichen in ihrem Kampf für eine bessere und lebenswerte Welt.
In Anerkennung seines Werkes verlieh ihm Bundespräsident Gustav Heinemann im Jahr 1971 das Große Bundesverdienstkreuz. Zwei Jahre später eröffnete Heinemann auch das für Weber errichtete Museum in Ratzeburg.
"Das Gerücht" (Lithografie, 1953)
"Post Christum" (Lithografie, 1962)
"Europa" (Federzeichnung, Entwurf, Datum unbekannt)